Ayurveda Naturheilkunde und das Coronavirus (COVID-19)
Warum Ayurveda Naturheilkunde und das Coronavirus thematisch interessant sind, obwohl es bestimmt noch keine einzige Studie gibt, welche die Wirkung des Ayurveda bei genau diesem neuen Virus belegen kann? Ganz einfach, Beobachtung. In den letzten Tagen haben sich sehr viele besorgte PatientInnen bei mir gemeldet und mich nach einer besonderen Rezeptur oder Nahrungsergänzungsmitteln gefragt, welche ihr so schmerzhaft unerfülltes Bedürfnis nach Sicherheit erfüllen könnte. Hier ein Wundermittel zu garantieren, würde zwar das Leid mancher gutgläubiger Menschen lindern, aber wäre ethisch unhaltbar. Denn wahr ist: Keiner kann im Moment eine Wirkung garantieren. Dennoch versuche ich hier zumindest Hilfestellung für das Immunsystem laut traditionellem Ayurveda und nach ausgewählten kleineren Studien auszuführen. Weiters kann gegen die Angst und deren Verbreitung etwas getan werden…
1. Das Verhalten – dazu gehört auch: Empfehlungen der Regierung befolgen!
Für jene, die nicht ohnehin schon 5 Stunden am Tag die Zeitungen durchforsten:
Bitte befolgen sie die aktuellen Verhaltensmaßnahmen der Bundesregierung zum Thema Coronavirus. Immer wieder höre ich Menschen sagen, dass all das doch übertrieben sei und noch immer glauben Leute, dass es sich um etwas ähnliches wie die Grippe handelt.
In England wurde sogar offiziell über eine möglichst rasche „Durchseuchung“ der Bevölkerung als Strategie geredet. Die Zahlen ändern sich wohl noch, wahrscheinlich ist das Virus aber mit 1-2% Sterblichkeitsrate 10x tödlicher als die Grippe (auch 1000-3000 Todesfälle jedes Jahr in Österreich), bei höherer Ansteckungsrate. Etwas über 100.000 Österreicherinnen haben aktuell noch die Grippe, einige brauchen intensivere Behandlung, weshalb es wichtig ist, zusätzliche schwere Fälle durch das neue Virus möglichst hinauszuzögern. Andernfalls werden wir bald Zustände wie in Italien erleben, wo Feldbetten eingerichtet werden und ÄrztInnen entscheiden müssen, wer an die Beatmungsmaschine darf und für wen es sich nicht mehr ausgeht. Falls sie zu den 23% der BürgerInnen gehören, welche die Maßnahmen nicht für gerechtfertigt halten, hat dieser Absatz hoffentlich geholfen.
Nun zu den ayurvedischen Verhaltensmaßnahmen (Artikel lautet ja „Ayurveda Naturheilkunde und das Coronavirus“):
Hier gelten wahrscheinlich (aber natürlich nicht belegt) die allgemeinen Tipps fürs Immunsystem, welche ich zum Beispiel Patienten mit wiederkehrenden Infekten immer wieder erfolgreich gebe. Zum rechten Verhalten gehört hier:
- Kein Stress und Schlafen sie ausreichend, das erhöht die Anzahl von T-Zellen des Immunsystems und verbessert das Immungedächtnis. Die T-Lymphozyten bilden Moleküle namens Integrine, mit deren Hilfe sie sich an Viren anhaften können. Die Hormone Adrenalin, Noradrenalin sowie Prostaglandine hemmen die Aktivierung dieser für die Immunabwehr wichtigen Bindungsmoleküle nach einer deutschen Studie. Wer weniger als 6 Stunden schläft, bekommt 4x häufiger Infekte, als jemand, der mindestens 7 Stunden schläft. Das konnte eine amerikanische Studie beweisen. Zusätzlich wirken Impfungen besser, wenn ausreichend geschlafen wird, wie diese Studie zeigte. Im Ayurveda ist der Schlafbedarf vom Typ abhängig, weshalb sich Vatatypen, die nach 6,5 Stunden ausgeschlafen sind, keine Sorgen machen müssen, wozu sie ja bekanntlich neigen. Kapha Typen werden sich nach 8 Stunden noch nicht ganz ausgeschlafen fühlen.
- Meditation hilft aktiv bei der Entspannung und hat nachweislich Lebensqualität steigernde und lebensverlängernde Wirkung. Es dürfte wohl keinen großen Unterschied machen, welche Technik angewandt wird, kommt es doch mehr auf die Dauer, Regelmäßigkeit und Qualität / Konzentrationsfähigkeit an. Eine Zusamenfassung zu Studien über Mindfulness Meditation zeigt eine Erhöhung der zuvor erwähnten T-Lymphozyten und wahrscheinlich eine etwas bessere Reaktion auf die Grippeimpfung. Eine Studie mit 149 Personen zeigt, dass 8 Wochen Meditation nachhaltig das auftreten von Erkältungen reduzierte und bei Erkrankung Symptome abschwächte sowie verkürzte.
- Atemübungen wie die yogische Basisatmung oder die Wechselatmung führen durch die verbesserte Belüftung zu einer besseren Durchblutung und Versorgung des Lungengewebes, welches bei dieser neuen Infektion ja häufig zum Ziel werden kann. Studien zeigen bezüglich der für das Coronavirus als Risko geltende Vorerkrankungen jedenfalls für Asthma eine Verbesserung der Situation. Im Yoga kombinieren wir diese Atemübungen oder unsere Meditationen mit dem rechten Mudra wie z.B. Linga Mudra für ein besseres Immunsystem, gegen Kälte und Schleim. Aktuell scheint trockener Husten eher ein Problem zu sein, da soll folgendes Mudra eine Hilfe sein:
2. Ayurveda Naturheilkunde und das Coronavirus – Die Ernährung
Die Menge macht den Unterschied?
Bei all den Hamsterkäufen in der letzten Zeit, stellt sich die Frage, wie viel man bei einer viralen Infektion essen soll.
Eine Studie an Nagetieren konnte zeigen, dass bei viralen Infekten eine Fastenkur eher kontraproduktiv ist. Die von den befallenen Zellen zur Verteidigung ausgeschütteten Interferone schädigen sie auch selbst, was die Zelle besser wegstecken kann, wenn ausreichend Glukose zur Verfügung steht. Ansonsten entstehen ungefaltete Proteine, welche mit anderen Molekülen zu hinderlichem „Zell-Müll“ verklumpen. Bei Bakteriellen Infekten war das Fasten übrigens sehr gut, hier helfen Ketonkörper dabei, Schäden vorzubeugen.
Ayurveda Naturheilkunde und das Coronavirus – Allgemeine Ernährungsregeln:
Für ein gut funktionierendes Immunsystem wollen wir im Ayurveda sogenanntes „AMA“ vermeiden. Lange hat man uns dafür ausgelacht, dass wir daran glauben, der Körper würde etwas ablagern, wenn zu oft zwischengegessen, zu viel gegessen oder die falschen Nahrungsmittelkombinationen gegessen würden. Dann kam der Nobelpreis für die Autophagie in Hefezellen, und schon will jeder mit Fastenkuren das Ama loswerden.
Es zeigt sich durch einen Zungenbelag oder einen klebrigen Stuhlgang, Müdigkeit besonders nach einer (normalen) Mahlzeit und essensabhängigen Gelenkschmerzen. Also bei Klopapiermangel wie in diesen Zeiten … muss klebriges Ama einfach weg.
Ama blockiert außerdem das Immunsystem oder lässt es wie bei Allergien und Autoimmunerkrankungen gegen den eigenen Körper arbeiten. Für eine gute Funktion des Immunsystems verhindern wir Ama so:
- Fleisch oder Fisch oder Ei nicht kombinieren mit Milch oder Honig oder Sesam
- Milchprodukte nicht mit unreifen oder sauren Früchten, Tomaten oder Knoblauch mischen
- Generell sind tierische Proteine schwer zu verdauen und erzeugen leichter AMA, hierzu gibt es eine Studie, welche zeigt, dass die Erhöhung der Zufuhr von pflanzlichem Eiweiß um 3% zu einer Senkung der Gesamtsterblichkeit um 10% führte. Tierisches Eiweiß aus rotem Fleisch und Milchprodukten verringert wahrscheinlich die Lebenserwartung ein wenig.
- Rohkost und Vollkornkost erzeugt Blähungen, Vollkornkost schadet dem Biom im Darm durch in Schalenanteilen enthaltenen pflanzeneigenen Giften, all das erzeugt Ama. Übrigens wird Vollkorn oft genau so schnell ins Blut aufgenommen wie geschältes Getreide, das hängt vom Darmtyp ab.
- Frisches und naturbelassenes nicht allzu prozessiertes Essen tut gut, altes oder zu sehr verbranntes Essen macht Ama
- Verwenden sie viele Gewürze wie Gewürznelken, Kardamomsamen, Ceylonzimt, Pippali (langer Pfeffer), Kurkuma, und Ingwer! Die Dosis bitte langsam steigern, schließlich mit Teelöffeln und nicht mit den Fingerspitzen würzen! Sternanis wirkt sogar antiviral (daraus wurde Tamiflu entwickelt) und kann mit anderen Pflanzen wie Süßholzwurzel, Zistrose, Kalmus, Pippali, Kurkuma, Basilikum, Thymian und Kamille zu einem köstlichen Tee zur Unterstützung bei Infekten verarbeitet werden (3-6g auf einen Liter Wasser 15min zugedeckt ziehen lassen). Tee braucht die doppelte Menge an Gewürzen verglichen mit der Einnahme von Gewürzpulvern zusammen mit Wasser.
3. Die Kräutertherapie
Die Ayurveda Naturheilkunde und das Coronavirus kennen sich ja noch nicht lange, weswegen es eben keine Studien zur Wirksamkeit bei dieser speziellen Erkrankung gibt. Folgende Kräuter und Nahrungsergänzungsmittel haben sich aber bei Infektneigung (die sind meist viral) und der echten Grippe in der Praxis und teilweise in Studien bewährt:
Sternanis (Illicium verum, leicht zu verwechseln mit dem giftigen japanischen Sternanis Illicium religiosum oder anisatum)
Aus seinen antiviralen Wirkstoffen wurde Tamiflu entwickelt, weshalb oft Sternanisextraktkapseln in der Winterzeit genommen werden gegen Infektneigung. Unklar ist, ob er beim neuen Virus helfen kann. Das ätherische Öl weist bronchosekretolytische und krampflösende Wirkung auf, was für Covid-19 passen könnte. Einfach täglich 5x eine Zacke im Mund hin und her bewegen und etwas ankauen / lutschen oder eben Kapseln kaufen. Sternanis eignet sich auch gut als Tee-Gewürz.
Ashvagandha (Withania somnifera)
Die Winterkirsche ist adaptogen, senkt also nachweislich 30% des Stresshormons in 2 Monaten Therapie. Im Namen steckt auch schon seine narkotische Wirkung, die Schlafbeere verbessert effektiv den Schlaf. Wie oben beschrieben, macht das die T-Zellen-Abwehr effektiver. Zusätzlich wird beschrieben, dass unsere Immunzellen, die Leukozyten unter Ashvagandha steigen können. Ashvagandha gibt es als Kräuterwein oder als Kapseln.
Kalmegh (Andrographis paniculata)
Dieses Kraut vermag in der Praxis, früh genug hoch dosiert eingenommen, die Dauer und Symtome (besonders Halsschmerzen wie bei Covid-19) der Grippe signifikant zu reduzieren. In einer Studie mit Influenzaviren wurde gezeigt, dass es zu weniger Entzündungsmediatoren im Lungengewebe und somit zu weniger Lungenschädigung, Viruslast und Sterblichkeit kam. Kalmegh KPS gibt es auf cosmoveda.com, in der Praxis momentan nicht lagernd.
Guduchi (Tinospora cordifolia)
Der herzblättrige Mondsamen wirkt immunmodulierend, entzündungshemmend und „verjüngend“, was bedeutet, dass er die Funktion einiger Gewebe wie z.B. der Haut oder der Leber verbessert. Guduchi Tee gibt es hier in vielen Variationen.
Vasaka (Adhatoda vasika)
Das Lungenkraut hat seinen Namen nicht von irgendwo her. Die Alkaloide dieser Pflanze zeigten hervorragende antibiotische Eigenschaften, was natürlich nur dabei Hilft eine aufgepfropfte bakterielle Infektion zu bekämpfen. Bei Husten jedoch zeigt die Pflanze ebenfalls Wirkung, das enthaltene Vasicin erweitert die Bronchien. Präparate: Vasaka Sirup und Divyaswas jivan
Chyavanprash (gibt es hier)
Diesem wohlschmeckenden Kräuter-Gewürz-Fruchtmus haben wir schon einen Blogeintrag gewidmet. Ob es nun der hohe Vitamin C Gehalt des Amlamuses oder die Wirkung der ca. 20 darin verkochten Heilkräuter ist, es wirkt zumindest in meiner Erfahrung in der Praxis oft merklich. Chyavanprash kombiniert die Wirkung des Lungenkrautes Adathoda vasika mit der immunmodulierenden Wirkung von Guduchi, schleimlösendem Bambusmark, antimikrobiellem Zimt, entzündungshemmendem und krampflösendem Nussgras, auch Bronchien erweiterndem und Husten linderndem schwarzen Pfeffer eingebettet in das köstlich honiggesüßte Mus der indischen Stachelbeere Amla oder Amalaki.
4. Die Beratung
Bei der Therapie mit Heilpflanzen kann ich leider keine Empfehlungen aussprechen, ohne mit der jeweiligen Person ein Gespräch geführt zu haben. Pflanzen können auch Wechselwirkungen und Nebenwirkungen haben, weshalb man hier nicht einfach in einem Aurvedashop hamstern sollte, sondern sich vorher besser eine kompetente Beratung bei einem Arzt / einer Ärztin oder einem Heilpraktiker / eine Heilpraktikerin (D) mit Ayurvedaausbildung zur Hilfe nimmt. Zu Zeiten der Pandemie werden Beratungsgespräche in unserer Praxis auch telefonisch angeboten. Alle Vorträge gibt es übrigens gerade über Skype!
Ich wünsche euch ein gutes Immunsystem!
Ayurveda-Beratung zur Gesundheitsvorsorge und bei medizinischen Fragestellungen, z.B. bei Verdauungsbeschwerden, Allergien, Autoimmunerkrankungen, Schmerzen im Bewegungsapparat, Rückenschmerzen, Schlafstörungen und psychischem Ungleichgewicht
Blutegelbehandlung bei Krampfadern, Tinnitus und Arthrose / Arthritis
Sinusitis Therapie bei chronischen Nebenhöhlenbeschwerden und Allergien
Dr. med. Daniel Scheidbach
MSc in Ayurvedic Medicine
Ayurveda Arzt in Graz